FDM – Fasziendistorsionsmodell

Eine noch recht unbekannte Behandlungsform innerhalb der Osteopathie ist die Typaldos-Methode nach dem sogenannten Fasziendistorsionsmodell (FDM).

In meiner Praxis in Konstanz für Osteopathie und Myoreflextherapie spielt FDM ein entscheidendes Bindeglied und kommt fast in jeder Behandlung zur Anwendung. Meiner Erfahrung und Meinung nach wird durch die strukturelle Beeinflussung verklemmter, verklebter, verzogener, gestauchter oder überdehnter Faszien der Grundstein für eine dauerhafte Verbesserung des Bewegungsmustern und von Schmerzzuständen gelegt. Für mich ist FDM nicht alles – aber ohne FDM kann ich mir den Praxisalltag nicht mehr vorstellen.

Keine Rose ohne Dornen: eine FDM Behandlung ist zumeist schmerzhaft und nicht jedermensch’s Sache. Aber: der schmerzhafte Faszien-Teil ist zumeist schnell erledigt, dann kommt der angenehmere Teil: Osteopathie. Konstanz ist die Hochburg der Myoreflextherapie, die ich bei meinem Behandlungs-Dreiklang nicht missen möchte.

Faszien und deren Behandlung sind derzeit in aller Munde. Das FDM, das vom 2006 leider viel zu früh verstorbenen osteopathischen Arzt Stephen Typaldos formulierte Modell bezieht sich zwar ebenfalls auf Faszien und deren „Verdrehungen“ (Distorsions), ob bei der Behandlung aber nun tatsächlich (nur) Faszien behandelt werden, oder auch Muskeln, Sehnen, Nerven, Schmerz- und Lagerezeptoren eine Rolle spielen, war für Typaldos nicht die Hauptsache.

Kern des Modells: Menschen beliebiger Herkunft und Kultur zeigen Schmerzen des muskuloskelettalen Systems mit immer gleichen Gesten an. Manche Schmerzen werden exakt mit einer Fingerspitze angezeigt, andere in Form eines „Bandes“, das mit den Fingern angezeigt wird. Wieder andere Schmerzen zeigt der Patient, indem er das Gelenk umgreift und daran zieht. Sechs solcher Gesten arbeitete Dr. Typaldos heraus und ordnete den Gesten sogenannte „Fasziendistorsionen“, für die er eigene Ausdrücke prägte. So nannte er beispielsweise einen bandartigen Schmerz „Triggerband“, einen punktförmigen exakt am Knochen lokalisierbaren Schmerzpunkt eine „Kontinuumsdistorsion“, und einen mit mehreren Fingern gezeigten Schmerz im Bereich der Weichteile des Oberkörpers einen „Hernierten Triggerpunkt“.

Unabhängig von diesem Modell, Gesten mit eigens definierten Faszeinproblemen zu assoziieren, entwickelte Typaldos auch eine Behandlungsmethode, die heute „Typaldos-Methode“, oft aber auch nur FDM-Behandlung genannt wird. Für jeder der 6 Distorsionen gibt es nun spezifische Behandlungen, die sehr schnell ablaufen, oftmals recht schmerzintensiv sind und in vielen Fällen spontane Verbesserung der Schmerz- und Bewegungssituation bringen sollen.

Manche Patienten sind wegen der Intensität der Behandlung zunächst überrascht. Aber schon nach wenigen Minuten entsteht ein Zusammenspiel zwischen Patient und Therapeut, in dem der Patient dem Therapeuten weitere Probleme zeigt und ihn in der Behandlung führt. Dr. Typalados sprach von einer patientenzentrierten Behandlung, bei der der Patient nicht Objekt ist, sondern aktiv an der Behandlung teilnimmt.

Dr. Typaldos verstarb mit 49 Jahren, nachdem er nur einen einzigen Kurs abgehalten hatte. Die Prüfung dieses Kurses bestanden nur 2 Personen, ein Japaner und ein Österreicher, Dr. Georg Harrer. In der Zwischenzeit wurden amerikanische, asiatische und europäische (EFDMA) Verbände gegründet, die sich um die Verbreitung der Modells und der Therapie kümmern und Ausbildungen anbieten.

Ich hatte das Glück, diese Methode im Rahmen meiner Ausbildung an der Osteopathieschule Deutschland, kennenzulernen und bei Dr. Harrer in Wien zu vertiefen.

Praxis Dierenbach Konstanz

Praxis für Osteopathie und Myoreflextherapie Ralf Dierenbach